Samstag, 25. September 2010

Hausaffen und Kleiderwahn


Im Leben einer Amerikanischen Highschoolstudentinn dreht sich das Leben zwischen September und Oktober lediglich um zwei Themen: Der Suche nach einem Homecoming Kleid (meist in knalligen Farben, Satinstoffen  und dem Charme einer Lamettaperücke) und dem farblich dazu passenden Date. Um an letzteres zu kommen wird die Rollenverteilung gerne mal über Bord geworfen – normalerweise wird das Mädchen nämlich von einem Jungen (nicht umgekehrt) gefragt, welcher sich daraufhin Krawatten-Farben-Technisch am Kleid seiner Begleitung orientiert.

Wie dem auch sei, es wurde jetzt schon mehrmals der Wunsch geäußert mich als Begleitung dabei zu haben! Manche Mädchen verhalten sich dabei wesentlich penetranter als dänische Schmeißfliegen zur Paarungszeit (KJG Mitglieder wissen was gemeint ist).

So wurde ich zum Beispiel im Facebook-Chat, innerhalb von 20 Minuten, sage und schreibe 5 Mal auf Interesse an einem Date hingewiesen und selbst eiskalte Ignoranz meinerseits hat nicht geholfen. Um nicht zu unhöflich zu wirken wurde Frage jedoch jedes Mal meisterhaft unauffällig in eine Aussage umgewandelt (zum besseren Verständnis habe den Dialog mal übersetzt)

[…]

C***: Freuste dich eigentlich auf Homecoming? Hast du schon ein Date?
Max: Ja, ich glaube das wird ganz lustig! Nene, hab ich nicht.
C***: Das wird es sicher! Cool, ich hab auch noch keins – willst du denn eins?
Max: Wie ist Homecoming normalerweise so? Macht’s Spaß?
C***: Ja, es ist echt lustig, aber mit einem Date macht’s sicher doppelt soviel Spaß!
Max: Cool – wie oft bist du denn schon dagewesen?
C***: Die letzten Male immer, aber jedes Mal ohne Date – dabei würde ich sooo gerne ..
Max: Also 3 Mal? Wieviele Leute sind denn da?
C***: Im Normalfall 700 – aber davon haben knapp 600 ein Date, da fühle ich mich immer schlecht, weil ich nie eins habe :(

[…]

Etcetera Etcetera … Neben der mangelnden Fähigkeit Desinteresse zu erkennen, zeichnen sich manche (!! nicht alle!!) Amerikaner zusätzlich noch durch grenzenlose Naivität aus. So wurde ich bisher ganz ernst danach gefragt ob wir Deutsche tatsächlich kleine Kinder in den Geschirrspüler stecken wenn sie frech sind, und ob es tatsächlich ein Fakt ist, dass ich drei kleine Schimpansen zuhause habe, welche Hüte tragen, Bier trinken und momentan lernen Gitarre zu spielen. Wohnen tut das Trio in einem kleinen Baumhaus in meinem Garten und ernähren tun sich die Drei mithilfe einer selbstbewirtschafteten Bananenplantage.

Okay, die beiden Gerüchte hatte ich zuvor selber in die Welt gesetzt und damit das Image der dauer-biertrinkenden und auf der Autobahn herumrasenden deutschen Bevölkerung noch um zwei weitere Vorurteile bereichert.

Naive Menschen machen manchmal einfach Spaß!  


Doppelpost!

So, da melde ich mich mal wieder!

Was bisher geschah: Letzten Samstag habe ich mein erstes Cross Country Rennen mit einer famosen Zeit von 21:33 abgeschlossen und bin aus meiner Gruppe 23. von etwa 60 Teilnehmern geworden. Der Laufkurs mit einer Länge von 5 Kilometern war jedoch relativ interessant und bot vom Charme eines Konzentrationslagers bis hin zu einem ehemaligen, mit Maschinenteilen gesäumten Schrottplatz, diverse Szenarien. Jedoch sind einem Autowracks in diversen Verrottungsstadien nach viereinhalb Kilometern Laufweg und mit keuchender Konkurrenz im Nacken reichlich egal!


Aber egal, Nummer 396 hat das Rennen bestanden und keinen größeren Schaden davongetragen!



Am gleichen Abend ging es dann noch zu Cara, die eine Harry Potter geplant hatte. „Klasse!“ dachte ich mir und machte mich mit meinen drei gelesenen Büchern intus auf den Weg. Zwischendurch machten meine Gastmutter und Ich noch einen Stopp beim Pie Festival, welches auf dem Außengelände des „Bubble Pools“ stattfand. Die Architektur des einzigen überdachten Schwimmbades im Ort ähnelt tatsächlich einer blauen Blase und lässt sich am Besten als eine Mischung aus Hollywoods „Anti-Epidemie“ Zelten (so zu sehen in „E.T.“ und „Evolution“) und einem gigantischen Hüpfkissen beschrieben. Um dem Image der Amerikaner als Umweltverschmutzer und Ressourcenverschwender gerecht zu werden bestand eine Attraktion des Festivals aus einer Tortenschleuder, mit welcher die köstlichen Süßwaren etliche Meter in die Höhe katapultiert wurden und wenige Augenblicke später als Opfer der Erdanziehungskraft endeten.

Sonntag habe ich mich mit zwei weiteren deutschen Austauschschülern und den Deutschstudenten der W&L Universität zum „Kaffeeklatsch“ getroffen. Thema Nummer eins: Hopfenkaltschalen diverser Brauarten. Herrlich! Nur dass einer der deutsche T.A. (Teaching Assistents) überzeugter Kölsch Trinker ist werde ich ihm wohl nie verzeihen! Am Donnerstag sah ich einige der Studenten dann erneut, da der geschmacksverwirrte T.A. uns zu einem Deutschen Film einlud. Freitag war ich dann beim Footballspiel und bin danach noch unter den scheppernden Klängen eines Banjos (ein Hoch auf Country-Musik Sender im Autoradio) zu einem Kirchenfest gefahren. An sich ganz gut!

Momentan ist Samstag, allerdings wird der Eintrag vermutlich erst am Sonntag dem sechsundzwanzigsten September gepostet, da wir nach einem Gewitter seit 4 Tagen kein Internet haben.

Eigentlich wollte ich mich in diesem Post über den Homecoming Dance und die Leichtgläubigkeit der Amerikaner äußern. Um für ein wenig Ordnung zu sorgen packe ich das in einen neuen Post den ihr am oberen Seitenende des Blogs findet!



Donnerstag, 16. September 2010

Cross-Country Musik

So, an das tolle Wortspiel muss ich mal anschließen! Danke Onkell Makus ;)


Weil es hier schon relativ spät ist möchte ich nur kurz zusammenfassen was ich in der letzten Woche so gemacht habe. Den Samstag habe ich genutzt um um 5:30 aufzustehen und ab 7:00 den Sonnenaufgang aus dem Team Bus der Rockbridge Wildcats zu beobachten. Cross Country Meet war angesagt. Ich will nur kurz anmerken, dass man hier ausschließlich von einem Meet spricht, weder von einem "Race" noch von einer "Competition", also nicht wundern.




Allerdings bin ich selber nicht gelaufen sondern habe mein Team durch meine bloße Anwesenheit zur Höchstform angestachelt. Wie sonst ist es zu erklären, dass das Jungen Varsity Team eiskalt den ersten Platz von 8 Schulen abgesahnt hat?




Abends habe ich mich dann einem waschechten Redneck Sport gewidmet, dem Dirt und dem Dragrace. Das Ganze hat auf einer nicht weit entfernten Rennstrecke stattgefunden und war, da der Besitzer ebenfalls die Presbyterian Church besucht, kostenlos. Klasse, ein Gemeindeausflug zwischen Rauch, Schmutz und verschmortem Gummi, da könnte sich Henne S. doch mal eine Scheibe von abschneiden. Wir hatten zudem das Glück in einer sogenannten Skybox zu sitzen, einem kleinen Haus mit großen Fenstern am Rande der Rennstrecke, das sowohl die beste Aussicht als auch Schutz vor schlechtem Wetter bietet. Die Redneck - Regenvariante war zwar wesentlich kreativer, jedoch nicht besonders effektiv. 


Diese saßen nämlich alle mit Klappstühlen auf der Ladefläche ihrer Pickups, in der einen Hand einen Pappkarton (!) mit frittierten Köstlichkeiten tierischer Herkunft, und Planen, sowie halb aufgerichteten Abdeckungen über dem Kopf. Modische Werbecaps inclusive. 


Sonntag ging es dann wieder in die Mall in Roanoke, wo sich die Anzahl der Tüten mit (leider) halbnackten Männermodels in meinem Schrank dann verdoppelte. Was eine Ungerechtigkeit, warum wenden sich die Werbeaufdrucke von Abercrombie und Hollister nur an die Damenwelt - Feminismus hin oder her.


In meinem nächsten Post dreht sich dann alles um den Homecoming Wahnsinn an meiner Schule und die Leichtgläubigkeit mancher Amerikaner!


Gute Nacht!

Mittwoch, 8. September 2010

Stereotypen

Kaum zwei Tage ist mein letzter Eintrag her, schon finde ich wieder die Zeit einen Post zu verfassen. 

Also ersteinmal "Hallo zusammen" !


Heute will ich etwas sagen, das schon bei meiner Ankunft hier an meiner Schule gemerkt habe - und zwar zum Thema Stereotypen. Hier gesellen sich zur unabdingbaren Gruppe der Skater, Emos, Rocker, Punks und Hiphopper noch Subkulturen namens Preps, Rednecks und ... nennen wir sie zärtlicherweise einmal "Auffällig Vulominöse Menschen"


Aber was ist das eigentlich? Okay, was ich mit auffällig vulominös sagen möchte ist eigentlich klar. Da muss man nicht mehr dazu sagen ,als dass hier drüben gleichermaßen zu groß und zu breit geratene Körper gerne hinter zu engen T-Shirts versteckt werden. Kein schöner Anblick. Der Anblick, der sich einem bietet, während die wandernden Fettzellen zur Lunchpause mit voller Inbrunst an einem BMI von 67 arbeiten, könnte auch gut in einem Werbespot des Gesundheitsamtes für gesunde Ernährung gezeigt werden.


Eine weitere Gruppe wären dann die Preps. Der Begriff leitet sich von "Preparatory School" (private Hochschule) ab. Preps sind eigentlich Menschen die ein Polo T-Shirt unter ihren Pullover tragen und dazu Lederschuhe und Stoffhosen kombinieren. Da dies in meiner Schule allerdings nur selten der Fall ist, zählt man wohl schon dann als Prep, wenn man ein Hemd oder ein Abercrombie Tshirt sein eigen nennen kann. So ganz verstanden habe ich es nicht, anscheinend spaltet diese Gruppe die Meinungen.


Die letzte Gruppe wären dann die so genannten "Rednecks". 



Ursprünglich geht die Bezeichnung auf die Form von Sonnenbrand zurück, die man sich zuzieht, wenn man stundenlang mit seinem Traktor über den Acker zuckelt und dabei schonungslos der Sonne ausgesetzt ist. Rotnacken ist also ein Synonym für, liebevoll, Landwirte. Diese Gruppe tut eigentlich absolut niemandem etwas, außer dass sie sich durch harte Arbeit auszeichnet. Hierbei muss man zwischen zwei Sorten von Rednecks unterscheiden:

Auf der einen Seite die Schul-Rednecks. Sie sind einfach zu erkennen - stereotypisch tragen sie beinahe ausnahmslos Lederstiefel sowie Arbeits oder Jagdschuhe, einfache Bluejeans und meist weiße T-Shirts mit Werbeaufdrucken von Jagd oder Angelzubehör Läden. Die Neigung zu "mit Angelhaken gespickten Camourflage Caps" teilen sie ebenso, wie die zu Mountain Dew, frittiertem Essen, dem Jagen und Nascar Racing. 


Desweiteren ist "Redneck" jedoch auch eine einfache Umschreibung für "Idioten" die ihre Familie auf der Ladefläche ihres Pick-Ups transportieren oder ihren Müll in der Natur verstreuen, oder ähnlich intelligente Handlungen vollbringen. 


In kälteren Gefilden, weiter im Norden Amerikas, werden Anhänger dieser eigentümlichen Volksgruppe übrigens "Hillbilly" genannt.


Achja, zum Schluss will ich noch zwei Fotos zeigen, lasse sie aber unkommentiert, ich finde es einfach genial :P



Montag, 6. September 2010

I've got the Vibe!

So, es wird mal wieder Zeit für einen neuen Post in dem ich mich mal darüber äußere, was mir als zivilisierter Mitteleuropäer hier so auffällt.


Um mal anzufangen: Alles ist irgendwie größer. Shampoo wird ebenso wie Gesichtscreme in 1,5 Liter Pumpbehältern  verkauft, Milch findet man grundsätzlich in 3 Liter Kanistern in überdimensionierten Kühlschränken, die selbstverständlich alle mit Eiswürfelspender ausgestattet sind. Um der Hitze dann gänzlich zu entkommen gehört eine Klimaanlage ebenfalls zum amerikanischen Standard. Vermutlich um die Konzentration der Schüler von der Tafel auf ihre eigenen, frierenden Beine abzulenken ist das ganze Schulgebäude auf 18 Grad herunter temperiert.


Aber an sich ist es sowieso egal was man im Unterricht so macht - so ist es nicht ungewöhnlich, dass der ein oder andere Schüler während der Englisch Stunde durch lautes Schnarchen auf sich aufmerksam macht, oder sich hingebungsvoll seinen Zeichnungen widmet.


In der Kirche ist hier auch einiges anders. Dort stellt der so genannte Minister zur Sonntagspredigt ein Gleichnis von seiner Liebe zu seinem grad neu angeschafften großkalibrigen Revolver, der unvergleichlich schießt und perfekt ausbalanciert in der Hand liegt, und seiner Liebe zu Gott auf. Die Messe wird von ihm geraume Zeit später mit dem in Europa als "Let*s Rock" assoziierten Handzeichen beendet. Hier in Amerika gilt es als Zeichen aus der Taubstummen Sprache für "I Love You" - nun gut, das ist ja fast das Selbe!


Aber um nochmal auf die Schule zurückzukommen. Hier wird, ganz europäisch, versucht sich vor jeglicher Form von Arbeit zu drücken. So steht nach dem Arbeitsauftrag "Gehe in die Bücherei und suche dir ein beliebiges, fiktives Werk zur Buchanalyse aus" der halbe Kurs mit 70 seitigen, bebilderten Broschüren vor der Lehrerin. Auch der Großteil des Cross Country Teams neigt dazu, sich vor jeglicher Form von Körperlicher Ertüchtigung zu drücken. Aber um kein falsches Licht auf mein Team zu werfen, die Leute sind genial! Nur endet ein "freier Lauf" bei dem jeglich eine Zeitbegrenzung, allerdings kein vorgeschriebener Pfad vom Trainer bestimmt wird, häufig im Wald, in dem man sich mit vollem Elan dem Sammeln von Golfbällen, oder dem Traktieren von Bäumen mit Baseballschlägern widmet.


An anderen Tagen quetscht sich das halbe Cross Country Team, schwitzend und halb nackt in das Auto eines ehemaligen Mitglieds, um sich zurück zur Schule, und damit zum Ende der Laufroute kutschieren zu lassen. Achja, Sport T Shirts brauch man für diesen Sport allerdings keines - bei 35 Grad und staubigen Feldwegen, die häufig in der prallen Sonne liegen, wird nahezu ausnahmslos "Oben ohne" gelaufen. Leider gilt dies nur für den männlichen Teil des Cross Country Teams meiner Schule.


Probleme mir der Polizei gab es übrigens auch schon! So schien der Anblick von einer Gruppe halbnackter Läufer, welche entweder in einem Einkaufswagen sitzend, oder einen der selben schiebend, den Highway überqueren, irgendwie Aufsehen zu erregen. Eins kann ich verraten, es sah einfach nur dermaßen genial aus!  Jedenfalls fand die Rockbridge County Police dies Grund genug um die Gruppe Einkaufswagen fahrender Schüler mit drei Polizeiwagen zu stoppen und zu umstellen. Dass wir die fünf mit Wallmart Logo versehenden Stahlfahrzeuge eben aus der puren Natur (in Form eines kleinen Waldes) gezerrt, und damit vor ihrer sicheren Vermoderung bewahrt hatten, war den fünf Polizisten in ihrem schnieken braunen Einheitslook dann jedoch relativ egal.


So, aber was ist in der Woche noch passiert. Achja, genau, wir haben Monticello, den Landsitz von Thomas Jefferson besucht. Dieser vollendete am 4. Juli die Unabhängigkeitserklärung. Am gleichen Tag kaufte er dann noch sieben Paar Damenhandschuhe (Verwendungszweck ungewiss) und bezahlte einen Dollar um einen Affen zu sehen. Aber warum nicht ;)


Und warum heißt dieser Post eigentlich "I*ve got the Vibe" ?


Dieser Spruch hat uns immerhin 14 Dollar bewahrt - bei meinem offiziell ersten Baseballspiel der Red Socks gegen ... ehm, eine andere Mannschaft gab es einen Rabatt auf den Eintrittspreis, wenn man mit dem oben genannten Spruch seine Tickets bestellt. Trotz den gesparten 14 Dollar war Samstag der wohl bisher teuerste Tag für mich. Warum? 



 Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte. Damit verabschiede ich mich für heute erst einmal!